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Cover Sarkozy

 

Nicolas Sarkozy

Die Zeit der Stürme. Band I

 

396 Seiten


Euro 29,80

 

ISBN 978-3-88571-397-5

 

 

Nicolas Sarkozy, von 2007 bis 2012 Präsident der Französischen Republik, blickt zurück auf die Jahre seiner Amtszeit. Er lässt Ereignisse Revue passieren, von denen auch hierzulande viele in Erinnerung geblieben sind, wie z. B. die Befreiung von Ingrid Betancourt aus der Hand der kolumbianischen FARC-Rebellen, an der er maßgeblichen Anteil hatte, oder die Gründung der Mittelmeerunion, die eines seiner Herzensprojekte war.

 

Er schildert sowohl seine mitunter amüsanten Begegnungen als auch die manchmal schwierigen Verhandlungen mit den großen Akteuren des politischen Welttheaters, allen voran George W. Bush, Wladimir Putin und Angela Merkel, deren Charaktere und politische Strategien er analysiert.

 

Und er gibt tiefe Einblicke in den persönlichen und politischen Alltag eines französischen Staatschefs, der in bester Absicht, Dinge voranzubringen und Lösungen zu finden, zuweilen die Grenzen des ihm von Verfassung und öffentlicher Meinung gesteckten Handlungsrahmens verließ und damit die strengen Wächter französischer Politikkultur gegen sich aufbrachte. Mit Optimismus, Pragmatismus und Verbundenheit mit den Menschen Frankreichs, Europas und der Welt – die stets im Fokus seiner politischen Mission standen – meisterte er seine „Zeit der Stürme“.

 

Nicolas Sarkozy verfasste das Buch während des Corona-Lockdowns in Südfrankreich im Jahr 2020. Seine Erinnerungen nehmen direkten Bezug auf die Gegebenheiten und Geschehnisse der Gegenwart.

 

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Leseprobe: Die Zeit der Stürme, S. 253-268

 

Ich beendete das Jahr, indem ich mit Carla ein paar Tage in Ägypten verbrachte. Dies war vielleicht nicht die beste Idee, weder hinsichtlich der Medien noch politisch, vor allem wegen der Fotos. Die Presse war hinter uns her. „Paris Match“ titelte: „Die Verliebten vom Nil“. Das war harmlos, aber ich verstehe, dass man sich darüber ärgern konnte. In Frankreich ist es ebenso verpönt, sein Glück zur Schau zu stellen wie seinen materiellen Reichtum. Von daher war es sicher unklug und unüberlegt. Doch diese fünf Tage sind für Carla und mich unvergesslich. Ich hatte einen ziemlich anstrengenden Wahlkampf hinter mir, vier knallharte Jahre in der Regierung mit Jacques Chirac und Dominque de Villepin, dann eine schwierige und schmerzliche Scheidung, allein deshalb, weil mein zehnjähriger Sohn Louis jetzt ein paar tausend Kilometer von mir entfernt war, und schließlich die wunderbare Begegnung mit Carla. Außerdem war ich seit ein paar Monaten für Frankreich verantwortlich! Ich brauchte wirklich ein wenig Luft zum Atmen. Ich dachte an das, was mir François Mitterrand über seine Liebe zu Ägypten gesagt hatte. Er wohnte regelmäßig im Palast-Hotel von Assuan, dem „Old Cataract“, am Ufer des Nils. Von außen betrachtet, kann ich verstehen, dass uns dies Kritik, Neid und Angriffe eingebracht hat. Von innen betrachtet waren es Momente von Glück, Frieden und Heiterkeit. Nach allem, was ich erlebt hatte, war ich sicher, in Carla mein perfektes Alter Ego getroffen zu haben. Viele Stunden betrachteten wir den dahinfließenden Nil, wir besuchten die drei Königstäler von Luxor, gingen in die große Cheops-Pyramide. Ich lebte wieder auf. Natürlich bildeten sich Menschenansammlungen, wenn wir ausgingen. Wer einmal im Leben die Liebe kennengelernt hat, weiß genau, dass der Dichter immer recht hat: „Verliebte sind allein auf der Welt.“ Heftige Angriffe waren uns gleichgültig. Wir hatten nicht das Gefühl, irgendjemandem etwas wegzunehmen. Wir verhielten uns würdevoll. Nur jene konnten schockiert sein, die dachten – und das war ihr gutes Recht –, dass der Präsident kein Privatleben haben und noch weniger persönliche Gefühle zeigen durfte. Zu Recht oder zu Unrecht hatte ich mich entschieden, authentisch und transparent zu sein. Das Wort „entschieden“ trifft es nicht ganz. Denn ich bin überzeugt, dass es keine Alternative gab. Da die Medien einfach überall sind, gibt es keine Grenzen zwischen privat und nicht privat. Man kann das bedauern, aber das ändert nichts. Davon zeugt das Missgeschick des Politikers Benjamin Griveaux. Er und seine Familie wurden durch die Veröffentlichung privater Fotos durch ein gieriges und skrupelloses Pärchen an den Pranger gestellt, aber die Medien, auch jene, die behaupteten, die Sache widere sie an, nutzten es zur Genüge aus. Angesichts der weiten Verbreitung dieser Geschichte wurde mir ganz übel. Sie empörten sich darüber und zugleich profitierten sie davon. Auch die Fotos von François Hollande auf seinem Motorroller auf dem Weg zu Julie Gayet waren ein Beispiel für das Fallen jeglicher Grenzen. Im Nachhinein entsprach die Geschichte in der Rue du Cirque genau der Analyse, die Carla und ich damals vorgenommen hatten.

      Am 8. Januar 2008 gab ich eine Pressekonferenz im Élysée. Der zuverlässige Franck Louvrier leitete dieses sensible Ereignis, zusammen mit seinen Leuten von der PR-Abteilung, die immer effizient und professionell arbeiteten. Ihn unterstützte die unentbehrliche Véronique Waché. Sechshundert Journalisten waren anwesend. Zwei Stunden lang beantwortete ich ihre Fragen. Ich hatte mein Vorhaben angekündigt, der Politik eine zivilere Note zu geben. „Wenn Politik nicht zum Ausdruck bringt, was für ein Bild vom Menschen wir haben, wie wir seine Freiheit, seine Verantwortung, seine Würde sehen, was bedeutet sie dann? Nichts.“ Ich erläuterte in meiner Einführung im Detail, wie in diesem Jahr die Politik der Regierung aussehen sollte. Was die Leute interessierte und was sie sich merkten, war die Beziehung zwischen Carla und mir. Schon nach der zweiten Frage, die Roselyne Febvre von „France 24“ stellte, lagen die Karten auf dem Tisch: „Herr Präsident, werden Sie Carla Bruni heiraten?“ Dieselben Beobachter, die mir meine Offenheit im Privatleben vorwarfen, interessierten sich für nichts anderes. Ich hatte mit dieser Haltung kein Problem, solange sie sie nicht ausnutzten, um mir Lektionen zu erteilen. Ich fragte sie sogar, ob sie die Zeit vorgezogen hätten, in der François Mitterrand mit seiner Freundin nach Assuan gefahren war. Damals hatten sie es alle gewusst und nichts dazu gesagt. Ich fand die Haltung, die Carla und ich gefunden hatten, würdiger und wesentlich demokratischer. Ich sagte an diesem Tag, dass meine Geschichte mit Carla ernst sei. Dann brachte Laurent Joffrin meine angebliche „Neigung zu persönlicher Macht“ zur Sprache und meinen „Willen, die V. Republik in eine Erbmonarchie zu verwandeln“. Ich bat ihn daraufhin, mich darüber aufzuklären, „wer mich auf den Thron gebracht habe. Und mir den Namen des Souveräns zu nennen, dessen Erbe ich sei“. Ich hatte die Lacher auf meiner Seite. Seine Kollegen brachen in Gelächter aus. Er rächte sich am nächsten Tag in einem Leitartikel, in dem er meine wohlbekannte Kritikunfähigkeit anprangerte. Wenn man Laurent Joffrin Paroli bot, bedeutete das, dass er die Nerven verlor. Es war sehr nützlich, so sensible Gegner zu haben. In den ersten beiden Monaten mit Carla war der Umgang mit den Medien schwierig. Aber nach unserer Hochzeit am 2. Februar 2008 beruhigte sich alles wieder. Ich muss sagen, wie erstaunt ich darüber war, wie schnell Carla sich in die Rolle der First Lady hineinfand, mit außergewöhnlicher Natürlichkeit und Intelligenz. Es war für sie eine ganz neue Welt. Schon nach wenigen Wochen beherrschte sie alle ihre Gesetze.

 

 

Das Jahr 2008 begann mit meiner Hochzeit im Élysée. Das war eine Premiere. Wir hatten beschlossen, schnell zu sein, sehr schnell. Wir waren uns unserer selbst sicher und brauchten keine Probezeit. Außerdem verbreitete die Presse zunehmend nicht sehr wohlmeinende Artikel. Wir mussten all diesen Spekulationen ein Ende machen, bevor wir nichts mehr kontrollieren konnten. Wir entschieden uns unter großer Geheimhaltung für den 2. Februar. Es war ein Samstagmorgen. Die Trauung fand im Grünen Salon statt, wo sich sonst viele wichtige Ereignisse abspielten. Wir hatten eine Befreiung vom öffentlichen Aushang eines Heiratsaufgebots erwirkt. Ein paar Tage zuvor zogen wir François Lebel, den Bürgermeister des VIII. Arrondissements, zu dem der Élysée gehörte, ins Vertrauen. Er war ein diskreter, fleißiger und gewissenhafter Mann. Er schien von der Aufgabe dieses Tages gerührt zu sein. Es war nicht einfach und entsprach auch keiner Gewohnheit, im Élysée eine Trauung abzuhalten. Ich erlaubte mir, ihm kurz vor der Zeremonie zu sagen: „Machen Sie es so einfach wie möglich. Ich gebe Ihnen den Rat als Freund. Besser keine Rede als eine Rede so ganz anderer Art.“ Er verstand die Botschaft und gratulierte uns herzlich. Das passte uns sehr gut. Carla hatte am Tag zuvor meine Mutter angerufen: „Ich möchte Sie um einen Rat bitten. Nicolas sagt, ich brauchte für die Feier nichts Besonderes anzuziehen, weil sie ganz privat sein werde. Ich bin aber nicht einverstanden. Für mich ist das die erste Hochzeit, und ich möchte, dass es die einzige bleibt.“ Meine Mutter antwortete entschieden: „Sie müssen in einem schönen Kleid heiraten, am besten in Weiß.“ Meine Mutter war auf ihre Weise traditionell. Gesagt, getan. Carla machte sich in die Rue du Faubourg-Saint-Honoré auf, um sich ihr Hochzeitskleid zu kaufen. Es war höchste Zeit, es war ja nur einen Tag vor der Feier. Es war ein wunderschönes cremefarbenes Kleid, das ihr prächtig stand. Ich frage mich noch heute, was ihr nicht steht, so natürlich ist ihre Eleganz.

      Am Vorabend musste ich lange mit N’Djamena telefonieren, denn Präsident Idriss Déby war von Rebellen angegriffen worden, die ihn töten wollten. Am Morgen war Carla innerlich sehr bewegt, ich war es auch. Wir kamen in den Grünen Salon, wo unsere engste Familie und zwanzig Freunde auf uns warteten. Wir hatten die Vorhänge schließen müssen, denn die Gendarmen vom Palast hatten einen Paparazzo ausfindig gemacht, der sich in der Kuppel des Grand Palais versteckt hielt. Aus einem Kilometer Entfernung konnten Fotografen mit ihren Apparaten sogar das Muster auf einer Krawatte festhalten. Wie durch ein Wunder stand nichts in der Presse. Es war ein wunderbarer Moment für die Familie. Meine Kinder waren sehr froh, zu erleben, dass ich einen Neuanfang machte. Meine Mutter war tief beglückt. Meine neue italienische Familie war fröhlich, elegant und gastlich, als gehörte ich schon seit Jahren dazu. Mein Schwiegervater war aus São Paulo gekommen, wo er immer noch wohnt. Er war sehr glücklich und seine Freude war ansteckend. Unsere engen Freunde bildeten einen Kreis um uns. Alle hatten begriffen, welch große Bedeutung dieses Ereignis für uns hatte. Für sie war diese Hochzeit selbstverständlich, als sei es seltsam, dass Carla und ich uns erst so spät kennengelernt hatten. Wir hatten schon genug Zeit verloren. Es war unmöglich, länger zu warten. Carla war strahlend und zugleich von Gefühlen überwältigt. Immer wieder sagte sie zu mir: „Unsere Hochzeit ist so wichtig für mich. Es ist ein Engagement fürs Leben, ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren könnte.“ Ich war so glücklich, dass mir nie irgendwelche Zweifel gekommen waren. Wir waren uns unserer Entscheidung sicher. Ich musste an diesem Nachmittag arbeiten und konnte meine Frau erst am frühen Abend in der Lanterne wiedersehen, in die wir unsere Familien und ein paar enge Freunde zum Abendessen eingeladen hatten. Es war dann eher ein Buffet. Die Atmosphäre war ruhig und heiter. Der Abend war bald zu Ende, denn Carla und ich waren todmüde. So viele Emotionen auf einmal! Am nächsten Morgen gingen wir in den Park von Versailles. Es war mitten im Winter und doch war das Wetter angenehm mild, der Himmel klar. Wir waren zu Fuß losgegangen, um in einem der kleinen Kioske im Park einen Kaffee zu trinken. Carlas Vater und seine Schwester Consuelo waren bei uns. Carla war Französin geworden und ich Wahlitaliener. Es war so einfach, diese neue herzliche Familie gern zu haben, die bereit war, alles zu bestaunen. Es waren Fotografen gekommen. Es waren unsere ersten Fotos als   Ehepaar. Wenn ich an diese Ereignisse denke, wie schnell sich alles hintereinander abspielte und wie selbstverständlich zugleich, wird mir noch im Nachhinein schwindelig. Ich habe wenig nachgedacht. Ich habe die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Ich habe nicht gezögert, nicht gerechnet. Es war sicher mutig, für Carla wie für mich. Dreizehn Jahre später können Giulia, Carla und ich bezeugen, dass es das Glück gibt, dass das Leben einen Neuanfang zulässt, dass man nicht der Verzweiflung nachgeben muss und auch nicht einfältigem Glück, denn das Leben ist sehr einfallsreich. Man muss Vertrauen ins Leben haben, alle Gelegenheiten wahrnehmen, etwas aufzubauen, man darf nicht zögern und niemals aufgeben. Wir waren verheiratet. Ich trug den Ehering, den ich in einem Schmuckladen in der Nähe des Élysée gekauft hatte. Wir schlugen eine neue Seite unseres Lebens auf. Wir zweifelten nicht daran, dass es auch Bewährungsproben geben würde. Carla nahm ihre Rolle als First Lady sehr ernst. Das war umso schwieriger, als es für sie keinerlei Status gab, da die Franzosen nicht ein Paar wählten, sondern einen Mann oder eine Frau. Sie hatte große Erfahrung mit Medien, aber nicht mit Politik. Sie war so klug, sich auf moderne Art klassisch zu geben, was die Franzosen, die sie noch nicht kannten, beruhigte. Wir hatten sie durch die Schnelligkeit unseres Zusammenkommens genug irritiert. Es war völlig überflüssig, sich jetzt noch besonders originell aufzuführen.

 

 

Der erste richtige Test war der Staatsbesuch in Großbritannien. Er war schon lange geplant und ich konnte mir den Termin weder aussuchen noch ihn ändern. Es war eine Reise von hohem Prestige, doch sie stellte einige Anforderungen, vor allem an ein „junges Paar“. Einmal wegen der englischen Boulevardblätter. Es war bekannt, wie sie beschaffen und wozu sie in der Lage waren. Hinzu kam, dass die englische Königin eine große historische Figur ist, die einen Teil der Geschichte des 20. Jahrhunderts repräsentiert. Der kleinste Verstoß gegen das Protokoll konnte uns in eine mehr als unangenehme Lage bringen. Großbritannien war ein besonderes Land, denn die Beziehungen zwischen Engländern und Franzosen waren hochempfindlich. Unsere beiden Völker waren in der Lage, sich im selben Atemzug zu hassen und zu lieben. Wir waren uns so nahe und doch so verschieden. Als wären die 30 Kilometer des Ärmelkanals für uns beide ein unüberwindlicher Ozean. Selbst der „Eurostar“ hatte die Unterschiede nicht wettgemacht. Carla bereitete die Reise mit äußerster Sorgfalt vor. Zweimal empfing sie den britischen Botschafter. Sie lernte alle Protokollregeln auswendig und las eine Mappe voll Unterlagen, die für diesen Anlass angelegt worden war. Sie übte sogar einen Hofknicks. Sie sah dieser ersten offiziellen Reise mit Ungeduld entgegen, zugleich machte sie sich Gedanken, ob auch alles gut gehen würde. Ich hatte daran keinen Zweifel und war mir sicher, dass sie ein Gewinn für Frankreich sein würde.

      Endlich war es so weit. Wir flogen im Präsidenten-Airbus Richtung Windsor. Wir sollten zwei Tage dort im Schloss wohnen. Dies war eine große Ehre für uns. Prinz Charles und Camilla, die Herzogin von Cornwall, warteten am Flughafen Heathrow auf uns, als wir aus dem Flugzeug stiegen. Der Prince of Wales ist ein reizender Mensch und spricht wie seine ganze Familie ausgezeichnet Französisch. Das Gespräch mit ihm ist unkompliziert. Er ist ein heiterer Mensch. Dank seiner Erziehung ist er ein aufmerksamer und untadeliger Gastgeber. Seine Rolle ist alles andere als einfach. Sie besteht darin, das Königreich zu repräsentieren, was er bestens versteht, zugleich muss er auf den Tag warten, an dem ihm die Königin den Thron überlässt. Aber seine Mutter ist eine so starke Persönlichkeit, ihre historische Reichweite ist so unanfechtbar, dass sie mit über 94 Jahren offenbar noch keine Lust verspürt, sich zurückzuziehen, nicht einmal für ihren Sohn. Als ich mich eines Tages mit ihm unterhielt, bevor ich von der Königin im Buckingham-Palast empfangen wurde, blickte Prinz Charles besorgt auf seine Uhr: „Wir müssen uns beeilen, Sie haben gleich ein Treffen mit meiner Mutter, wir dürfen sie nicht warten lassen!“ Das war richtig, aber er war damals schon 65 Jahre alt. Und er machte sich Sorgen, zu spät zu seiner Mutter zu kommen! Thronfolger zu sein, ist keine einfache Sache. Charles hat Humor und interessiert sich für alles. Er hat feste Überzeugungen und lässt sich, wie er manches Mal bewiesen hat, seine Gefühle nicht befehlen. Mit Camilla bildet er ein sehr symbiotisches Paar. Als ich ihr direkt gegenüberstand, fand ich sie viel besser aussehend als auf Pressefotos. Gespräche mit ihr sind unkompliziert. Sie lacht und scherzt gerne und interessiert sich für alle Details des Privatlebens. Sie stellte mir viele Fragen, wie ich Carla kennengelernt hätte und was für ein Paar wir seien. Mit den beiden kann man sich nicht langweilen, sie haben viele Geschichten weiterzugeben, von allen möglichen Erfahrungen zu berichten und zahlreiche Anekdoten zu erzählen.

      Als wir das Flugzeug verließen, stieg ich mit Charles in ein Auto, um zum Dorf Windsor zu fahren, das nur 30 Kilometer entfernt liegt. Carla folgte in einem anderen Auto gemeinsam mit Camilla. Während der Fahrt war Charles sehr freundlich. Er entschuldigte sich für die Boulevardzeitungen, die uns nicht gerade verschont hatten. Aber was konnte er dafür? So trat ich gleich in eine herzliche und vertrauensvolle Beziehung mit einem Mitglied der königlichen Familie von hohem Rang.

      Die Fahrt war angenehm und ging schnell vorüber. Ich vergaß sogar beinahe, was mir noch bevorstand, es gab nämlich genügend Termine, die mich in Stress bringen konnten. Wir kamen zum Stadttor, wo zwei prunkvolle Karossen auf uns warteten, die von je sechs prächtigen Pferden gezogen wurden. Die der ersten waren weiß, die der zweiten schwarz. Die Karossen waren weitgehend verglast, wodurch man gut hineinschauen konnte. Königin Elisabeth II. und der Herzog von Edinburgh erwarteten uns. Ich setzte mich in die erste Karosse zur Königin. Carla stieg in die zweite zum Herzog. Auf beiden Seiten der Straße, über die wir bis zum Schloss fuhren, stand eine dichte Menschenmenge. Das Protokoll hatte mir aufgetragen, mich genauso zu verhalten wie die Queen. Ich grüßte die Menschen auf der linken Seite und sie die auf der rechten. Es war ein prächtiges Schauspiel. Wir unterhielten uns nur wenig. Man musste wohl Engländer sein, um das nicht lächerlich zu finden. Sie wussten, wie man mit solchen Situationen umgeht. Ich überlegte, wie es wäre, in einer Königskarosse die Champs-Élysées hinaufzufahren. Man hätte mich schon für weniger guillotiniert.

      Die Königin hatte feinste Umgangsformen. Sie machte sich trotz der Menschenmenge und des großen Lärms die Mühe, mir zu erklären, woher die eine oder andere Tradition stammte. Manchmal sprach sie Englisch, manchmal Französisch. Dies machte keinen Unterschied, ihr Französisch könnte manche meiner Landsleute vor Neid erblassen lassen. Ihr Englisch war von akademischer Reinheit, so dass man sie besonders gut verstehen konnte. Sie war der Inbegriff von Eleganz und Vornehmheit. In dieser eher engen Karosse vermied ich jede körperliche Berührung, denn der Protokollchef Jean-Pierre Asvazadourian hatte mir gesagt, das sei „unangebracht“. Die Königin berührt andere ungern und wünscht, dass man sich ihr gegenüber genauso verhält.

      Ich war so konzentriert, dass ich nicht mehr weiß, wie lange diese Fahrt mit den Pferden dauerte. Vielleicht zehn Minuten. Dann erreichten wir das Schloss der Windsors. Ein riesiges Gebäude von beeindruckenden Proportionen, das auf den ersten Blick nicht besonders heiter wirkt. Die ersten Steine ließ Wilhelm der Eroberer vor tausend Jahren setzen. Auf dem riesigen Vorplatz war ein Podest errichtet worden. Ein Regiment der königlichen Garde war in perfekter Formation postiert. Sie waren in Rot gekleidet und trugen die typische riesige Mütze aus Bärenfell. Ich stieg gleich nach der Königin aus und folgte ihr auf das Podest. Dann kam die zweite Karosse mit Carla und dem Herzog angefahren. Als meine Frau ausstieg, ganz in Dior gekleidet und mit einem kleinen flachen Hut auf dem Kopf, glaubte ich, Audrey Hepburn in einem ihrer unvergesslichen Filme zu sehen. Sie hatte ein engelhaftes Lächeln. Die Königin wartete stehend auf sie. Carla machte einen perfekten Hofknicks, das linke Bein fein nach hinten gesetzt. Dies gefiel der Königin und sie lächelte. Die Menge applaudierte. Ich hatte noch nie so aufgeregte Fotografen erlebt. Dann standen wir alle vier da und lauschten den Nationalhymnen. Danach musste ich die Truppen der Ehrengarde abschreiten, die vor dem Schloss postiert waren. Die britischen Gepflogenheiten sind bei solchen Dingen ganz anders als unsere. Es genügt nicht, an der ersten Reihe vorbeizugehen, man muss sich auch zwischen den Reihen bewegen. Dank der hohen Mützen, die die Männer trugen, war schon der kleinste größer als zwei Meter zehn. Es war ein besonderes Schauspiel, wie die Königin mit ihrer Handtasche an den großen Soldaten vorbeiging. Wir verschwanden zwischen den Reihen und tauchten bei jeder Kehre wieder auf. Dann betraten wir endlich das Schloss, wo ein informelles Mittagessen auf uns wartete. Es hieß aber nur so, denn tatsächlich waren dort an die 150 Personen. Als ich in dem großen Saal ankam, in dem die Gäste auf uns warteten, winkte ich einem Kellner, der ein Tablett mit etwas trug, das ich für Mineralwasser hielt. Ich war froh, denn ich hatte großen Durst. Wir hatten mehr als zwei Stunden im Stehen verbracht, und ich war sehr erleichtert über Carlas gelungenen Eintritt in die Welt der internationalen Beziehungen. Ich nahm das erste Glas, das ich erreichen konnte. Es war eiskalt. Das war genau das Richtige! Schnell nahm ich einen ordentlichen Schluck von dem vermeintlichen Wasser, das sich als Gin entpuppte. Die Königin stand links neben mir. Ich hatte noch nie im Leben einen Tropfen Alkohol getrunken. Ich fühlte mich wie ein alter Drache, der Feuer speit, aber ich hatte keine Wahl, ich musste das brennende Getränk schnell hinunterschlucken. Carla sah, dass etwas passiert war. „Geht’s dir gut?“, fragte sie besorgt. Ich konnte nur knapp antworten: „Das war Gin!“ Jetzt war nicht der Moment, Schwäche zu zeigen. Ich stellte das Glas ab und schwor mir, nie wieder so unvorsichtig zu sein. Meine Beine fühlten sich schwach an, mein Mund brannte. Die Königin bemerkte glücklicherweise nichts. Während ich versuchte, Haltung zu bewahren, fragte ich sie in meinem besten Englisch: „Majestät, sind Sie niemals müde?“ Sie antwortete darauf: „Of course I am, but I never show it.“ Ich ließ es mir gesagt sein. Nach dem Essen durften wir in die für uns im Schloss hergerichteten Räume gehen. Als perfekte Gastgeberin führte uns die Königin selbst in Begleitung des Herzogs dorthin. Wir gingen durch riesige Flure, in denen jede Menge Gemälde von Canaletto hingen. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. So viele auf einmal habe ich nie mehr irgendwo gesehen. Es war atemberaubend. Unsere Zimmer waren geräumig, wir hatten ein großes Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Büro und ein Badezimmer. Die Königin war mit uns hineingegangen. Sie öffnete sogar den Wasserhahn, was lauter gurgelnde Geräusche auslöste, offenbar hatten die Rohre ein respektables Alter, was bestens zu dem alten Schloss passte. Die Queen war leicht peinlich berührt. Carla und ich mussten ein Lachen unterdrücken. Das war wirklich ein besonderer Moment. Im Schlafzimmer wies uns der Herzog darauf hin, dass in diesem Bett seine Mutter und Großmutter ihre Kinder geboren hatten. Das war historisch interessant, realistisch betrachtet aber wenig überzeugend. Als wir allein waren, stellten wir fest, dass eine Hochzeitsreise nach Windsor etwas Besonderes hatte.

      Abends wurden wir zum Staatsessen erwartet. Die Mahagonitafel war nicht weniger als 53 Meter lang und stand in einem Saal, an dessen Wänden alle Wappen des englischen Hochadels hingen. Diejenigen, die Verrätern gehörten, waren entfernt worden, doch ihr Platz blieb frei. Die Königin und der Herzog sollten uns um Punkt 20 Uhr an unserem Appartement abholen. Ich bat Carla, schon eine Viertelstunde früher fertig zu sein, denn es war eine furchtbare Vorstellung für mich, dass die Königin an unsere Tür klopfen könnte und wir verspätet wären. Das war unmöglich. An diesem Abend gab es eine genaue Kleiderordnung. Die Männer trugen Frack und ihre höchsten Orden, die Frauen ein lan-  ges Kleid. Bei keiner anderen Gelegenheit musste man sich so vornehm anziehen. Bei Tisch saß ich zwischen der Königin und Camilla. Carla saß mir gegenüber und zwischen dem Herzog    und Charles. Man durfte die Hände nicht auf den Tisch legen sondern musste sie auf den Knien liegen lassen, jedenfalls während man nicht aß. So sah es das Protokoll vor. Der Herzog strahlte viel Freundlichkeit aus, er ist energisch und gut gelaunt. Er hat nichts gegen ein paar Gläser guten Weins, und das Gespräch kommt unschwer in Gang. Bei dieser Art Abendessen ist es nicht üblich, politische Diskussionen zu führen, aber man kann sich persönlich austauschen, man lernt interessante Menschen und Charaktere kennen. Camilla war eine charmante, freundliche und amüsante Tischnachbarin. Die Königin war souverän. Im Wort- und im übertragenen Sinn. Sie erfüllt ihre Rolle in jeder Sekunde. Man spürt nicht die geringste Müdigkeit. Ich saß neben ihr und dachte an alles, was ich über sie gelesen hatte. Ich ließ sie von allen Premierministern erzählen, die sie erlebt hatte. Am meisten fragte ich nach Churchill. Sie antwortete mir freundlich und gab nie ein zu persönliches Urteil ab. Sie ist es, die „eiserne Lady“, viel mehr noch als Margaret Thatcher. Sie widmete sich ihrer Rolle als Königin mit völliger Selbstbeherrschung und Hingabe. Neben ihr wirkte ihr Mann geradezu schelmisch. Er ist die große Liebe ihres Lebens. Diese bedeutende Frau hat eine gelungene Ehe, ist eine exzellente Königin und hat all ihre Nachkommen immer zu schützen versucht. Im Schloss von Windsor war die ganze Familie versammelt. Es machte Spaß, die Generationen zu vergleichen. Sie sind ein Glück für Großbritannien. Bei dieser Abendeinladung der königlichen Familie vergaß ich fast, dass wir uns im 21. Jahrhundert befanden. Ich hatte das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben, die Traditionen seien stärker als alles andere, die Moderne könne noch so oft an die Wände klopfen, die uns umgaben, sie würde nicht gewinnen. Vielleicht brauchte man Orte absoluter Stabilität wie diesen in einer Welt, die uns bald, in diesem Jahr 2008, zeigen würde, wie instabil sie war. Es war ein seltsames Erlebnis, das mich dazu brachte, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich war geographisch so nahe an Frankreich und zugleich so weit weg. Mir wurde das sehr bewusst, dabei lag der ganze Sinn meiner Reise darin, eine neue Verbindung zwischen Franzosen und Briten herzustellen. Ich fand, die „Entente cordiale“ (herzliche Verbindung) sei einfach zu wenig. Ich wusste, dass wir ihre wirtschaftliche Dynamik, ihr Wissen in Finanzdingen, ihren liberalen Impetus brauchten. Ich verstand mich sehr gut mit ihrem neuen Premierminister, dem schottischen Labour-Mitglied Gordon Brown. Er war hochintelligent, und Ökonomie interessierte ihn weit mehr als Politik. Er war eher ein Intellektueller als ein Pragmatiker, eher ein Visionär als an aktuellen Problemen interessiert. Er war von großer Freundlichkeit, aber auch aufbrausend. Er liebte Schottland, die Wirtschaft und seine Familie. Sie hatten den Schmerz über den Verlust eines Kindes und die Krankheit eines anderen verkraften müssen. Ich konnte ihm vertrauen, denn er nahm seine Versprechungen ernst und hielt Wort. In der großen Krise, die sich auf leisen Sohlen näherte, war er eine große Hilfe und zugleich eine sprudelnde Quelle neuer Ideen. Mit ihm und Tony Blair habe ich, wie auch immer ihre Beziehung aussah, in diesen beiden Labour-Politikern nicht nur Partner gefunden, sondern auch Freunde.

      Ein weiteres wichtiges Moment war die Rede in Westminster vor den Abgeordneten der beiden Kammern. Es ist immer eine heikle Aufgabe, sich in einem anderen Land als dem eigenen in einer Rede an Politiker und Politikerinnen der Regierungs- wie der Oppositionspartei zu wenden. Da ist zuerst die Sprachbarriere, auch unterschiedliche Gepflogenheiten, aber eines verbindet: die Politik und ihre Stärke. In London war es noch einmal etwas ganz anderes, denn es ist ja die Wiege der parlamentarischen Demokratie. Sie nehmen dies noch viel genauer als wir. Ich durfte bei dieser Übung nicht versagen. Ich wusste, wie hoch ihre Erwartungen und auch die ihrer Presse waren. Ich war immer überzeugt, dass Europa das Vereinigte Königreich braucht und dass dieses ohne Europa Gefahr lief, zu einer Karikatur zu werden und an Wert zu verlieren, was keineswegs zu dem Land passte. Ich wollte ihnen sagen, dass wir zwei unabhängige Militärmächte seien, die dieselben Gegner hätten, weshalb unsere Zusammenarbeit uns stärker mache. Ich wollte die französische Armee mit einem zweiten Flugzeugträger ausstatten, da dieser aber enorm teuer war, stellte ich mir vor, er könnte den Briten und uns gemeinsam gehören. Dies war allerdings nicht einfach, weil die Unabhängigkeit der britischen Militärkräfte von den Amerikanern nur relativ war. Ich ahnte, dass sie beim Bau ihrer Atombombe wohl kaum auf die amerikanische Kompetenz verzichten könnten. Waren sie so frei, selbst entscheiden zu können? Ich hatte meine Zweifel. Ich wollte ihnen vor allem zu verstehen geben, dass wir genau wie sie über die Schwächen und die Schwerfälligkeit Europas verärgert waren, dass man jedoch im Innern des Systems die Dinge besser voranbringen könnte als von außen. Seitdem hat es den Brexit gegeben, und dieser wird sich als Katastrophe für sie wie für uns erweisen. Schon bald werden wir das feststellen können. Was für ein Schlamassel für Europa, die zweitgrößte Wirtschaftsmacht zu verlieren! Wie sinnlos für die Briten, ihrem wichtigsten Handelspartner den Rücken zu kehren! Scheidungen auszusprechen ist nicht schwer, aber die Voraussetzungen für eine Versöhnung zu schaffen, wird viel schwieriger sein. Dies wird viele Jahre brauchen. Die Briten wollen die Vorteile des gemeinsamen Marktes genießen, ohne die Pflichten zu übernehmen. Es wird sehr schwer sein, einen Kompromiss zu finden, vielleicht ist es unmöglich, so widersprüchlich sind die Interessen. Ich wusste, dass die Gefahr eines Bruches bestand und es seit dem Beitritt Großbritanniens 1973 nie eine wirkliche Integration gegeben hatte. Ich wollte diese Gefahr verringern, indem ich unsere Nachbarn jenseits des Ärmelkanals näher an uns band. Ich war überzeugt, dass sie, wenn sie einmal im Zentrum unseres Systems wären, dort ihren Platz und ihre Bedeutung finden würden. 104 Jahre nach der Verkündung der „Entente cordiale“ meinte ich, die Zeit für eine „Entente amicale“ (freundschaftliches Einvernehmen) sei gekommen. Ich hatte jedoch zwei Dinge unterschätzt. Erstens war London nicht das Vereinigte Königreich und nicht einmal England. Die Provinz war für Reden, die einen Rückzug aus Europa propagierten, aufgeschlossener, als ich dachte. Zweitens besaß David Cameron nicht das Charisma, die Kraft und den Mut, seine Truppen so zu überzeugen wie Tony Blair die seinen. Ich habe ihn oft aufgefordert, seiner radikalen Basis nicht nachzugeben. Ich glaube, er konnte es einfach nicht. Er war ein intelligenter, sympathischer, aufgeschlossener Politiker und sehr angenehm in der Zusammenarbeit. Doch sein Charakter, sein Temperament machten es ihm schwer, in dem Moment, in dem es notwendig gewesen wäre, Nein zu sagen. Ich sagte zu ihm: „Du bist ihr Chef, du musst sie führen, lass dich nicht von ihnen treiben. Das wirst du nicht überleben.“ Genau das ist leider passiert. Der Brexit ist ein historischer Irrtum, der den ganzen europäischen Kontinent betrifft. Während der fünf Jahre meiner Amtszeit konnte ich mit den britischen Regierungen sehr kollegial zusammenarbeiten. Sie werden uns in Zukunft mehr fehlen, als wir uns heute vorstellen können.

      Letztlich war unsere Reise ein Erfolg. Carla hatte daran den größten Anteil, so sehr glänzte sie mit Esprit und Eleganz. Die große englische Zeitung „The Independent“ titelte am Tag unserer Abreise: „Frankreich – England 1 : 0.“ Das verriet viel über ihre Vorlieben, vor allem nach den Artikeln, die vor unserer Ankunft erschienen waren. Der Besuch endete mit einem merkwürdigen und zugleich sehr sympathischen Abendessen in der Guildhall mit dem Londoner Lord Mayor und vierhundert Personen in feiner Robe, die uns mit rhythmischem Applaus begrüßten. Ich fand Großbritannien beeindruckend wegen seiner Fähigkeit, feststehenden Traditionen treu zu bleiben und zugleich der Moderne Tür und Tor zu öffnen. Ich beneidete sie, fand ihren Stolz auf ihre verschiedenen Identitäten größer als den unseren, sie schienen auch aufgeschlossener gegenüber der Globalisierung. Das war na-türlich vor dem Brexit. Wir kamen nach 23 Uhr zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen. Ich hatte noch meinen Smoking an und Carla ihr Abendkleid. Wir waren erleichtert und glücklich. Ich war stolz auf Carlas Leistung. In weniger als einem Monat hatte sie ihren Platz gefunden. Die Kritik verstummte, wenigstens für eine gewisse Zeit. Die Rückkehr war froh und lebhaft! Wir fühlten uns nicht müde. „Veni, vidi, vici“. Manchmal kann man sich über Siege freuen. Nach all den Angriffen wegen unseres Wochenendes im Disneyland, unserer Ägyptenreise und der Schnelligkeit unserer Hochzeit, war es angenehm, eine Weile durchatmen zu können. Es herrschte an diesem Abend eine schöne Atmosphäre in der Präsidentenmaschine.