In „schonungsloser Freundschaft“ und mit viel Witz und
Humor beleuchtet Martin Graff die Eigenheiten und Unterschiede der beiden
europäischen Hauptakteure und Nachbarn in Bezug auf ihr politisches,
mediales, kulturelles, wirtschaftliches, gesellschaftliches und
religiöses Leben sowie auf ihr in allen diesen Bereichen zu Tage
tretendes Selbstverständnis. Er vertritt die These, dass die Ursachen der
„Hass-Liebe“ zwischen Deutschen und Franzosen im „lutherischen Urknall“
zu suchen sind, der dem demokratischen Denken und seiner Entwicklung in
Deutschland einen säkularen Weg bereitete, während Frankreich trotz
bürgerlicher Revolution und gesetzlich verordneter Trennung von Staat und
Kirche im Grunde katholisch-monarchisch geblieben ist.
Martin Graff „vagabundiert“ zwischen den Mentalitäten der
beiden Nationen, Frankreich und Deutschland. Sein Anliegen ist es, die
„Kopfgrenzen“ zu sprengen und die Menschen zu einem Denken „zwischen den
Nationen“ zu bewegen, um Verständnis füreinander zu erlangen und ein
vertrauensvolles Miteinander zu ermöglichen. Kenntnis und Akzeptanz der
Stärken und Schwächen des jeweils anderen sollen zu einem gegenseitig
befruchtenden Lernprozess führen. Graffs Blick zielt dabei stets auch auf
Europa als Ganzes und auf die Probleme, die es aktuell und langfristig zu
lösen hat. Dies gilt insbesondere für die wirtschaftliche Stabilität, den
grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt, die Sprachenpolitik, den
Islam-Diskurs und die Migrationsströme. Die Zeichen der Zeit fordern von
den Beteiligten, über ihren „patr’idiotischen“ Schatten zu springen, um
zu einer Form des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens zu finden, die
individuellen und regionalen Besonderheiten Raum lässt, die Vielfalt und
Einigkeit miteinander vereinbart und die erprobte Erfolgsrezepte neidlos
zur Anwendung bringt, auch wenn sie nicht dem eigenen nationalen Geist
entsprungen sind.
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